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pohlmann Tickets, Tour Dates and Concerts

pohlmann

Jan 13, 2018

7:00 PM UTC
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pohlmann Biography

Pohlmann-Weggefährten „Someday we will all die Snoopy“ „true but on all the other days we will not“ Charles M. Schulz The Peanuts Ja, Pohlmann, man kann von Glück sprechen. Du kannst es! Schreiben ist schwieriger, da fällt all das Unmittelbare weg, die Farbe der Stimme, des Blicks, das Zittern und Leuchten, aber ich versuchs: Kindheit, Jugend, die aufgemalten Uhren, Holzschwerter, der Schrottplatz als Kino... Das sind die Bilder, die Pohlmann in Im Wald nebenan, dem Opener seines neuen Albums Weggefährten entwirft. Wie nachts auf dem Dachboden mit der Taschenlampe auf ein Leinentuch projiziert kommt dieser Song daher: klein aber groß. Pohlmann singt mit nicht wenig Schmerz in der Stimme: Ich will wieder lachen, als stünd mir nichts mehr im Weg. Die Celli machen den Chor, das Schlagzeug miemt die alte Standuhr im Flur der Eltern und die Gitarre schlägt den Walzer der Erinnerung an. Der Glanz von früher, die Träume, das Fieber entsteigen der kleinen goldbeschlagenen Truhe und paradieren vor den Augen des Sängers. Aber wie das manchmal auch bei Filmen ist, wo nach dem Abspann noch eine Wendung wartet: im wunderschön frei geschrummelten Outro des Songs gemahnt eine Stimme lächelnd (Freund/Freundin/Seele?): lass uns nicht vergessen, dass jetzt auch einmal ein damals wird, voller goldener Farben, die nur froh in dir schimmern, also lebe, als würdest du dich jetzt an dich erinnern. Das ist klein aber groß. Das ist wahr, das ist gut und die Truhe geht zu. Schon dieses eben beschriebene erste Stück zeigt, dass hier jemand Lieder schreiben und singen kann, die Kunst der Flaschenpost, des offenen Briefs an alle und jeden, beherrscht. Dieser Jemand wurde vor x Jahren mit einem Song berühmt über den er als Künstler längst hinausgewachsen ist. Wenn jetzt Sommer wär vom 2006er Debut Zwischen Heimweh und Fernsucht ist sein Hotel California, immer noch gut, um die Tür zum Formatradio aufzutreten oder ein Zugabteilgespräch in Gang zu bringen, aber es hat wenig mit Ingo Pohlmann 2017 zu tun. Er hat sein fünftes Album in der Tasche, Familie, aufgehört zu trinken und zu rauchen. Lindenbergs Songwritingformel "breit schreiben, nüchtern gegenlesen oder umgekehrt" ist die Seine nicht mehr. Irgendwo ankommen, Rosen züchten und einen Adelstitel kaufen muss er deshalb noch lange nicht. Und wenn man die Möglichkeit hat, Dinge zu sagen und zu tun, warum bitte nicht? Ingo Pohlmann findet, etwas Haltung stünde jedem gut zu Gesicht. Er unterstützt “Viva con Aqua” oder „Sea Shepherd“, für die er 2015 mit befreundeten Künstlern auch das Ozean-Festival organisierte. Er isst nur noch einmal im Monat Fleisch, weiss, dass Tantal und Wolfram keine In-Bezirk-Babynamen sind und will sein Bewusstsein um den Zustand der Welt auch in den Liedern laut werden lassen. Daher bedeutet „Halbe Kraft voraus“, dass er in Ich will dass du mitgehst deklamiert nicht lauf langsamer, ich kann nicht mehr sondern: lass uns klüger mit unseren Ressourcen umgehen! Pohlmann hat alleine, mit Band und seinem Produzenten Philipp Schwär sehr lange an den Songs gearbeitet, viele mehrmals vom Textblatt über den Proberaum auf die Bühne und wieder zurückgeschleppt, bis sie selbst laufen konnten und aufs Album fanden.
Daraus wurde Weggefährten, eine Platte, die in gleichen Teilen Keller wie Strand ist , privat wie politisch, genauso in sich zurückgezogen wie euphorisch losrockend. Blues ist eines der Schlüsselwörter, aber nicht mit Nachnamen Daniels oder Beam, ohne Beiwerk und Soli. Englisch blue, übersetzt: traurig aber auch die Farbe des wolkenlosen Himmels, ist hier mehr Grundgefühl als Musikrichtung.
Es geht Pohlmann immer darum, den direktesten Ausdruck für seine Lieder, seine Texte zu finden und das ist mal Kill-Bill-Wüstenrock wie in Sweet Granada, einer Liebeserklärung with a twist (hört selbst), mal sparsam instrumentierter Folk, wie auf der wunderschönen Abschieds-Ballade Passiert, mal akustischer Blockparty-Soul a la G.Love wie auf Vor deiner Tür. Ja, auch das ist immer noch Pohlmann: der Rabauke, der dich liebt und das unter deinem Fenster solange und laut beteuert, bis die Nachbarn die Bullen rufen. Weggefährten ist nicht bunt geraten wie eine Packung Pop-Drops, es ist weit, es ist tief, direkt und ehrlich, oft überraschend, von hinten durch die Schulter ins Herz. In Silvestermond singt Pohlmann: ich hab mir vorgenommen, besser draufzukommen, denn vom schlecht draufsein kriegen wir beide Krebs, es ist schon vorgekommen dass ich heimlich weine, wenn ich keinen Ausweg mehr für uns beide seh. Auf dem Blatt klingt das traurig, hört man das Lied, scheint Ironie durch den Vorsatz. Und so ist das oft bei Pohlmann; in fast jedem Song spielt er mit Wortbedeutungen, dreht er Redensarten auf links und deckt die Widersprüche auf, die unser Alltag produziert. Aber von dran verzweifeln keine Spur, da ist viel Hoffnung und Wissen um die Wunder in den Liedern, in Geplatzter Knoten heisst es:
es ist alles noch da, zwar nichts wie es war.
bist dir im Grunde genommen nur kurz abhanden gekommen.
vertrau deiner Seele, vertraue deinem Herz.
gib dir diese Runde, nimm Abstand und gesunde:
jetzt und in der Stunde deines Lebens,… und sag: ja!!!
Darum geht es: weitermachen! Pohlmann singt vom Glück, am Leben zu sein. Der Schrottplatz ist ein Kino und nach dem Abspann kommt die Wendung!
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